25.11.08

NRG

Hier spricht die Stimme der Energie
Ich bin ein riesiger elektrischer Generator
Ich liefere Ihnen Licht und Kraft
Und ermögliche es Ihnen, Sprache, Musik und Bild
Durch den Äther auszusenden und zu empfangen
Ich bin Ihr Diener und Ihr Herr zugleich
Deshalb hütet mich gut
Mich, den Genius der Energie


Telefon, Lautsprecher, Bildschirm, Computer, Maus, Tastatur, Lampe, Handy, Fernseher, SAT-Receiver, DVD-Player, Verstärker, Spielekonsole, Wasser, Abwasser, Lüftung, Heizung, Router, Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Mikrowelle, Geschirrspüler, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Backofen, Herd, Brotmaschine, Auto. Diese Geräte, Maschinen und bestimmt noch etliche mehr, die ich gerade vergessen habe, verbrauchen allesamt auf irgendeine Art und Weise Energie. Manche von Ihnen 24 Stunden am Tag. Energie, die an anderer Stelle aufgebracht werden muss.

Die meisten der genannten Spielzeuge beziehen ihre Energie als elektrischen Strom aus einem jederzeit verfügbaren Netz. Der kommt aus Kraftwerken, die mit Kohle (bläst unschönen Ruß in den Himmel) oder radioaktiven Materialien (aufpassen), deren nach wie vor strahlende Überreste man im Boden vergräbt oder in 100 Jahren vielleicht in der Sonne versenkt, betrieben werden. Allesamt effiziente und billige Methoden, Strom zu generieren.
Oder aus weniger effizienten Windrädern, Off-Shore-Anlagen, Wassermühlen und wie sie alle heißen.

Autos beziehen ihre Energie aus einer irgendwie cool riechenden, bräunlichen Suppe, die aus Öl hergestellt wird. Öl ist Energie, die quasi seit Urzeiten tief unter der Erde vor sich hin brodelt und langsamer nachwächst, als sich Australien auf Asien zubewegt.

Schluss damit, das ist kein Referat in der 10. Klasse.

Seit der Entdeckung des Ozonlochs ist es - durchaus zu Recht, wie ich finde - in mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Zyklen hip, sich um die Zukunft dieses Planeten zu sorgen, davon zu reden, dass wir ihn unseren Kindern nicht als verkohltes, unbewohntes, strahlendes, äschernes Etwas überlassen sollten und dass sich auf der Stelle etwas ändern muss. Der Hype wird dabei immer größer. Ganze Konzerne verpassen sich einen grünen Anstrich, der letztlich nichts weiter als des Wolfes Schafspelz ist. So genannte BlueMotion-Fahrzeuge, Resultate dekadenlanger, fieberhafter Innovation, Forschung und Entwicklung verbrauchen praktisch sogar mehr Benzin als ein vergleichbar motorisiertes Modell zwei Fahrzeuggenerationen zuvor.

Natürlich kommt von der Politik nicht mehr als gute Worte, ist die Automobilindustrie doch Deutschlands Wirtschaftsmotor, Arbeitgeber Nummer Eins, letzte Hoffnung in der Rezessionsangst, eine Instanz, der man ungerne Steine in den Weg legt.

Das Schreckliche ist, dass sich das drohende Dilemma auch nicht mit leisen Elektromotoren, die nicht mal Abgase ausstoßen, oder mit Wasserstoffantrieben, die schon dem Namen nach sauber klingen, abwenden lässt. Denn auch dafür wird letztlich Strom benötigt.
Würden ab morgen alle in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge mit Elektromotoren fahren, bräuchten wir tausende neue Atomkraftwerke oder noch tausend mal mehr Windräder.

Ich klinge immer noch wie ein Referat.

Fuck, ja, auch mir macht es Spaß, mit laut aufgedrehter Musik und Bleifuß nachts durch die leere Stadt zu brettern, mit 3.000 U/min aus der Kurve herauszubeschleunigen, mich hinter halbwegs getönten Scheiben auch mal als King zu fühlen.

Den einzigen Ausweg aus der Klimakatastrophe (wie ich dieses Wort hasse) sehe ich darin, den Energieverbrauch weltweit in jeder Hinsicht dauerhaft auf einen Bruchteil des Derzeitigen zu senken. Aber wer verzichtet schon gerne auf den ganzen Luxus?
Seien wir ehrlich, für einen wahren Umbruch sind nur eine handvoll Dinkels und Hardcore-Veganer, zu denen ich mich zu gerne selbst zählen würde, bereit. Mal sehen, was 2012 bringt.

Welche Musik läuft eigentlich in der Hölle? AC/DC, Wagner, Modern Talking?

Kommenden Heiligabend muss ich unbedingt wieder in die Kirche.


1 Comments:

Anonymous Anonym said...

hab nur den Film gesehn, aber das buch wollte ich auch schon lang mal lesen, das mit der ratte in dem penner reizt mich schon, hab mir als ziel gesetzt Großvater zu verfilmen mit Udo Kier als der alte Großvater

03:46  

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