7.12.08

Schrödingers Kit Kat

Was sind schwarze Löcher? Wie kam es zum Urknall? Gibt es intelligentes Leben im Weltall? Wahrscheinlich die drei häufigsten, durchaus interessanten Fragen, denen sich ein Astronom ausgeliefert sieht, wenn er an einem Samstagabend mal unter Leute geht - unter junge, standardisierte Lebenslaufhuren, die später mal irgendwas mit Medien machen möchten oder ihre kostbaren Existenzen in Banken oder Versicherungen (okay, das muss auch irgendjemand erledigen) verschwenden. Fragen, derer ich - würde ich wirklich etwas davon verstehen - längst überdrüssig wäre.

Wenn ich länger darüber sinniere, kommen mir abstruse, wahrscheinlich hirnrisssige Fragen, die jeder Wissenschaftlichkeit entbehren, in den Sinn.
Das materielle Universum ist in seiner Ausdehnung nicht unendlich, aber ist der Raum, in den es immer schneller expandiert, nicht unbegrenzt?
Warum ist nicht nichts?
Könnte es nicht sein, dass das, was wir Universum nennen, ein ewig schwingender Oszillator ist, der sich so lange ausdehnt, bis er von stetig wachsenden schwarzen Löchern komplett zerfressen ist, um dann in einem "Urknall" zu reinkarnieren, bis in alle Ewigkeit? Unser über Jahrtausende angehäuftes Wissen, Religionen, Künste, Werte und Wertelosigkeit, Kulturen, Philosophien, Ideologien, unwiderrufbar von Gravitation zerpresst?
Ist die erschreckende Ähnlichkeit zwischen Mikro- und Makrokosmos nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl?
Sind Naturwissenschaften nicht Sackgassen, nach dem Motto "Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir nicht"?
Krieg ich Diarrhoe, wenn ich die labbrigen Pizzareste von gestern in der Mikrowelle aufwärme und mir jetzt noch reinziehe?

25.11.08

NRG

Hier spricht die Stimme der Energie
Ich bin ein riesiger elektrischer Generator
Ich liefere Ihnen Licht und Kraft
Und ermögliche es Ihnen, Sprache, Musik und Bild
Durch den Äther auszusenden und zu empfangen
Ich bin Ihr Diener und Ihr Herr zugleich
Deshalb hütet mich gut
Mich, den Genius der Energie


Telefon, Lautsprecher, Bildschirm, Computer, Maus, Tastatur, Lampe, Handy, Fernseher, SAT-Receiver, DVD-Player, Verstärker, Spielekonsole, Wasser, Abwasser, Lüftung, Heizung, Router, Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Mikrowelle, Geschirrspüler, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Backofen, Herd, Brotmaschine, Auto. Diese Geräte, Maschinen und bestimmt noch etliche mehr, die ich gerade vergessen habe, verbrauchen allesamt auf irgendeine Art und Weise Energie. Manche von Ihnen 24 Stunden am Tag. Energie, die an anderer Stelle aufgebracht werden muss.

Die meisten der genannten Spielzeuge beziehen ihre Energie als elektrischen Strom aus einem jederzeit verfügbaren Netz. Der kommt aus Kraftwerken, die mit Kohle (bläst unschönen Ruß in den Himmel) oder radioaktiven Materialien (aufpassen), deren nach wie vor strahlende Überreste man im Boden vergräbt oder in 100 Jahren vielleicht in der Sonne versenkt, betrieben werden. Allesamt effiziente und billige Methoden, Strom zu generieren.
Oder aus weniger effizienten Windrädern, Off-Shore-Anlagen, Wassermühlen und wie sie alle heißen.

Autos beziehen ihre Energie aus einer irgendwie cool riechenden, bräunlichen Suppe, die aus Öl hergestellt wird. Öl ist Energie, die quasi seit Urzeiten tief unter der Erde vor sich hin brodelt und langsamer nachwächst, als sich Australien auf Asien zubewegt.

Schluss damit, das ist kein Referat in der 10. Klasse.

Seit der Entdeckung des Ozonlochs ist es - durchaus zu Recht, wie ich finde - in mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Zyklen hip, sich um die Zukunft dieses Planeten zu sorgen, davon zu reden, dass wir ihn unseren Kindern nicht als verkohltes, unbewohntes, strahlendes, äschernes Etwas überlassen sollten und dass sich auf der Stelle etwas ändern muss. Der Hype wird dabei immer größer. Ganze Konzerne verpassen sich einen grünen Anstrich, der letztlich nichts weiter als des Wolfes Schafspelz ist. So genannte BlueMotion-Fahrzeuge, Resultate dekadenlanger, fieberhafter Innovation, Forschung und Entwicklung verbrauchen praktisch sogar mehr Benzin als ein vergleichbar motorisiertes Modell zwei Fahrzeuggenerationen zuvor.

Natürlich kommt von der Politik nicht mehr als gute Worte, ist die Automobilindustrie doch Deutschlands Wirtschaftsmotor, Arbeitgeber Nummer Eins, letzte Hoffnung in der Rezessionsangst, eine Instanz, der man ungerne Steine in den Weg legt.

Das Schreckliche ist, dass sich das drohende Dilemma auch nicht mit leisen Elektromotoren, die nicht mal Abgase ausstoßen, oder mit Wasserstoffantrieben, die schon dem Namen nach sauber klingen, abwenden lässt. Denn auch dafür wird letztlich Strom benötigt.
Würden ab morgen alle in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge mit Elektromotoren fahren, bräuchten wir tausende neue Atomkraftwerke oder noch tausend mal mehr Windräder.

Ich klinge immer noch wie ein Referat.

Fuck, ja, auch mir macht es Spaß, mit laut aufgedrehter Musik und Bleifuß nachts durch die leere Stadt zu brettern, mit 3.000 U/min aus der Kurve herauszubeschleunigen, mich hinter halbwegs getönten Scheiben auch mal als King zu fühlen.

Den einzigen Ausweg aus der Klimakatastrophe (wie ich dieses Wort hasse) sehe ich darin, den Energieverbrauch weltweit in jeder Hinsicht dauerhaft auf einen Bruchteil des Derzeitigen zu senken. Aber wer verzichtet schon gerne auf den ganzen Luxus?
Seien wir ehrlich, für einen wahren Umbruch sind nur eine handvoll Dinkels und Hardcore-Veganer, zu denen ich mich zu gerne selbst zählen würde, bereit. Mal sehen, was 2012 bringt.

Welche Musik läuft eigentlich in der Hölle? AC/DC, Wagner, Modern Talking?

Kommenden Heiligabend muss ich unbedingt wieder in die Kirche.


19.11.08

Nachtmahr

Kennt ihr diese fiesen Albträume? Ich rede nicht von diesem Träumen, nach denen man sich denkt "Puh, zum Glück habe ich noch zwei Tage Zeit, die Hausarbeit anzufertigen" oder "Puh, zum Glück wird das McRib-Sandwich doch nicht abgeschafft", sondern die Träume, aus denen man schweißgebadet hochschreckt, in höchster Alarmbereitschaft, sich des Wachzustandes sofort bewusst.

Gekennzeichnet sind diese Träume meist durch die Sichtung (Shyamalansches Geburtstagsvideo) völlig absurder Kreaturen im Traum - Hundemenschen, rote Panther, elektrische Schlangen, Monster-Schneemänner. Wesen, die man sich im wachen Bewusstseinszustand gerne in Filmen zu Gemüte führt, ohne tatsächlich in Panik zu verfallen. Anders aber im Traum - ohne erklärbaren Grund entwickele ich sofort eine immense Angst. Ist die Kreatur anfangs noch eher auf distanziert, kommt sie allmählich näher, während ich plötzlich die Fähigkeiten zu laufen oder zu schreien verliere.
Merkwürdigerweise gelingt es meist, den Traum noch vor dem drohenden Unheil als solchen zu erkennen. Leider ist das Angstmaß zu dem Zeitpunkt schon so hoch, dass man krampfhaft versucht aufzuwachen, was mit hoher Anstrengung verbunden ist. So wie man Strg+Alt+Entf auf einen abstürzenden PC einhämmert, versucht man sich dem Traum zu entreißen, was immer gelingt.
Wie cool wäre es, schon vor Eintritt der Angst zu erkennen, dass es sich um einen lächerlichen Albtraum handelt, und dem Vieh angstlos nach Lust und Laune die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, nur um zu sehen, was passiert?
Darüberhinaus gibt es noch ein paar andere Formen von Albträumen, die weitaus seltener Auftreten. Das plötzliche Gefühl zu fallen, das einen aus der seichten Einschlafphase reißt. Die völlige Gleichgültigkeit anderer Personen, wenn mir irgendein Irrer im Traum beide Arme absäbelt.

Eigentlich alles verkraftbare Dinge, aber selbst wenn ich daraus erwache, bin ich so paranoid, dass ich nur mit Furcht wieder einschlafen kann - wobei es fast ausgeschlossen ist, mehr als einen Albtraum in der Nacht zu haben.

Astonishing Panorama of the Endtimes

Manche Menschen wollen die Welt einfach brennen sehen.
Ich mag Endzeit-Filme. Ich lese gerne Survival-Bücher. Ich erkenne den ABC-Alarm. Wenn der Tod schon unausweichlich ist, möchte ich mit der Menschheit draufgehen. Ich denke, Sterben verliert an Schrecken, wenn die ganze Welt dran glauben muss, und wird durch eine epische, gänsehautbringende, ja gar euphorische Emotionskomponente aufgewertet. Jedes mal, wenn die Feuerwehrsirenen von den Dörfern heulen, kommt ein freudiger Hoffnungsschimmer in mir auf. Dies ist vielleicht die Generation, die dem Ende dieser Welt entgegenfiebern darf.

18.11.08

Protokoll eines Freitagabends

Ein Abend wie dieser war längst überflüssig. Seitdem der Mediziner seinen Zivi angetreten hat, steht ihm eine schäbige, schlecht beleuchtete Einzimmerwohnung zur Verfügung, in einem Gebäude, in dem Notärzte während ihrer Bereitschaft herumhängen, in dem Zivis, die wirklich übel dran sind, tatsächlich wohnen, oder in dem sich hedonistische Gelegenheitsjunkies eben unglaubliche Kicks holen - die perfekte Location.

Die Vorzeichen dieses Abend ließen nichts gutes vermuten. Zwei kleine Restebeutel, die schon seit 15 Monaten in dunklen Schubladenecken vor sich hin gammeln, ein Stereo-Anlagen-Ersatz, bestehend aus PC-Lautsprechern und einem MP3-Player, welcher glücklicherweise mit wirklich cooler Musik und schirren Playlists beladen war und ist. Okay, so schlecht waren die Vorzeichen eigentlich doch nicht.

Jedenfalls besorgten wir uns vorher noch ein paar Kanister Grünen Tee, ein billiges Pringles-Plagiat und Milchbrötchen, die im Verlauf des Abends noch öfters zelebriert wurden.

Nach etwa neunzig Minuten, vier Songs, ein paar Flüchen und etlichen zerknüllten Papers ging der Spaß los. Wirre Stories; endlose Assoziationsketten; Lachflashs, die den Hirninnendruck in bedenkliche Höhen schießen lassen; Amerikanische Bomber, die Milchbrötchen über Deutschland abwerfen; absurd starker Harndrang und absurde Abwesenheit von Harndrang; Schatten im peripheren Blickfeld; das ungute Gefühl, als würde sich noch jemand im Raum befinden; Kriegsväter, die Milchbrötchen zu Elektrorasierern umfunktionieren und ihre Trümmerfrauen verdreschen; die Frage, wofür das "gh" in "Iso Light" stünde; totale Gedankenverlorenheit; Depersonalisation und Derealisation; kurze Blackouts. In mir keimte Panik und ich bekam Angst vor der Angst. Angst davor, sich auf Messers Schneide zu befinden, jeden Moment in einen dieser viel gefürchteten Horrortrips zu verfallen.
Als Kraftwerks "Roboter" begann aus den Lautsprechern zu piepsen, verfiel der Mediziner in eine dreißigminütige Trance, einen Zustand nie zuvor erlebter Entspannung - wie er mir im Nachhinein berichtete -, und begann etwas davon zu faseln, ein Fisch zu sein, im Wasser zu schwimmen. Ich beobachtete ihn, wie er direkt neben mir saß, den Kopf langsam und leicht hin- und her schwenkend. Ich stieg mit ein. Und so verbrachten wir quasi den Rest des Abends - zwei in nicht unerheblichem Maße zugedröhnte junge Männer mit ungewisser Zukunft, auf der Schwelle, sich einem bockschweren Studium auszuliefern und Freizeit für die nächsten 5-10 Jahre zu so etwas wie einem Werbespot in einem Blockbuster zu machen.
Die Pointe des Abends: Die Wohnungstür stand die ganze Zeit über speerangelweit offen. Laute Musik, unser dämliches Gelächter und Gefasel, der Dunst - for all mankind to see/smell/hear/was auch immer. Im Nachhinein lässt mir das die Paranoia noch viel schlimmer erscheinen.

Was es sonst neues gibt?
Irgendwie habe ich es durchgekriegt, ohne Studienplatz und mit Halbtagsjob weiterhin Kindergeld zu kriegen.
Heute Mittag habe ich das Elektronische Stabilitätsprogramm mal richtig ausgetestet.
Milchbrötchen für die Welt!

18.10.08

Wieder hier

Okay, dieser Weblog hat centimeterdicken virtuellen Staub angesetzt, ist mit Sicherheit keinem seiner Leser - die man damals schon an einer verstümmelten Hand abzählen konnte - im Gedächtnis geblieben und wird zu allem Überfluss noch von einer der suspektesten Größen des Web Zwei Punkt Null betrieben (drauf geschissen, das Design gefällt mir gut).

Ich bin inzwischen hochschulreif und schufte dennoch nur für ein ausbeuterisches Unternehmen im Einzelhandel, da Vater Staat seit einigen Jahren bekanntlich Eintritt an Universitäten kassiert und sein Geld lieber in sinkende US-Bankenschiffe investiert. Sei's drum, ich schreibe mich nächstes Jahr ein.

Ich war nie sonderlich kreativ, inspiriert oder begabt, aber brauche verdammt noch mal Output, irgendeine intellektuelle Forderung, Fasel über Hochkultur und wirklich gute Musik, Filme und Literatur und über abgefahrene Begebenheiten und Das Ende Der Welt, und da es mit Musik bisher nie etwas geworden und eine Tastatur einfacher zu bedienen ist, muss dieses einst angelegte Weblog wieder herhalten. Aber schon wo ich diese Worte tippe, überkommen mich starke Zweifel, ob ich meine Motivation, wieder ein mal mit dem Bloggen anzufangen, über zwei weitere Einträge hinaus halten kann. Worüber soll ich schreiben? Wie soll ich schreiben? Wer möchte ich sein, wer glaube ich zu sein und wer bin ich? Will das überhaupt jemand lesen?
Die Zeit wird's zeigen.

9.11.06

I'm lovin it

Keep on fist-fucking in the free world



24_03_07 NINE_INCH_NAILS BERLIN_COLUMBIAHALLE

24.10.06

Nach wie vor Profis

I want you to hit me as hard as you can. And so he did.

Winamp spielt irgendein nerviges Lied von der Bloodhound Gang, aber ich habe keine Lust, meine Finger von der Tastatur zur Maus wandern zu lassen, um den Song zu skippen. Ich habe den gesamten Abend über zwischen der Al Bundy Nacht auf Kabel1 und meinem PC gependelt. Ich muss alle 20 Minuten pissen, weil in den letzten vier Stunden zwei Liter Gelber Tee und drei Flaschen Bier meinem Durst zum Opfer fielen. Schon wieder.
Nach einer längeren Schreibblockade habe ich wieder genügend Energie beisammen, dieses Weblog, dessen Leser man an einer Hand abzählen kann, wieder auf den Stand der Dinge zu bringen. Der letzte Post schien mir irgendwie nicht hier hineinzupassen, daher habe ich ihn in ein neues Projekt verlegt, dazu in Kürze mehr.

Vergangenen Samstag waren wir seit längerem mal wieder auf Tour. Richtig auf Tour, nicht solche Spielereien wie Kegeln oder ins Kino gehen. Nein, letzten Samstag stand wieder einmal die nächstgelegene Metropole auf dem Plan. Der Schlesier schwärmt schon seit längerem von einer Discothek, voll von zwielichtigen Existenzen; spottbilligen Getränken, bei denen man lieber keinen Gedanken an die Ursachen der viel zu geringen Preise verschwendet; GoGo-Girls und allem was dazu gehört - sprich in etwa so wie der Titty Twister, nur nicht ganz so weit draußen und etwas sauberer.
Um drei Euro Eintrittskosten zu sparen - denn diese werden erst ab einer gewissen Deadline, die leider viel zu früh angesetzt ist, verlangt -, betraten wir den Schuppen schon gegen 19.30 - eine wahrlich tödliche Zeit, wenn man wie wir Motive und genügend Geld dabei hat. Mit kritischen Blicken beäugte der Türsteher - ein bulliger Russe - meinen Ausweis, schaute schließlich aber über meine Minderjährigkeit hinweg und ließ mich als letzten hinein.
Ich war positiv überrascht. Die Musik war absolut scheiße, aber wir fanden ein nettes Plätzchen direkt an der Theke - was sich im Nachhinein als großer Fehler war, denn ungefähr alle 20 Sekunden passierte eine Bedienung unseren Tisch. So fragwürdig deren Geschäftsmodell ist - ich will gar nicht wissen, warum man die Getränke fast hinterhergeschmissen bekommt - und so ungleich das Bacardi-Cola-Gemisch auch war, lobenswert finde ich, dass nach jeder Runde gezahlt wird. So erhält man selbst in der Grauzone zwischen Bewusstsein und Alkoholvergiftung noch einen Überblick über seine Finanzen.
Obwohl kein Wort darüber gefallen war, merkte man von Beginn an, dass sich alle Beteiligten fest vorgenommen hatten, ihr Budget für diesen Abend komplett zu vertrinken. Eine Art stilles Einverständnis. Understatement eben.
Und es kam, wie es kommen musste, sodass ich bereites gegen 21 Uhr (wahrscheinlich sogar noch viel eher) sturzbetrunken war und regelmäßig in Sekundenschlaf verfiel, was niemanden zu stören schien. Einzig mein Harndrang hielt mich davon ab, in tiefere Schlafgefielde einzudringen. Also schnappte ich mir den Ork und den Gamer - ein Kumpel vom Schlesier, der seine Erfüllung in Videospielen gefunden hat -, um den Weg zur Toilette ausfindig zu machen. Als ich die Tür zur Herrenabteilung ergriff, erwartete ich das beißende Gestanksgemisch aus Kotze, Scheiße und Zigarettendunst, doch mein plötzlicher Hustenschauer hatte einen anderen Grund. Irgendein Idiot hatte Unmengen von einem Parfum versprüht, dass einem die Augen nur so tränten und man aus dem Husten gar nicht mehr rauskam. Wie Pfefferspray, nur gut riechend. Ich bemühte mich, das Pissoir anzuvisieren, vergrub meine Nase in meinem Hemdkragen und ließ der Natur ihren freien Lauf.
Kaum wieder zum Tisch zurückgekehrt, schmiss uns ein Typ, der irgendwie was zu sagen hatte (vermutlich der Besitzer) ein paar Runden Bier, und als ob das noch nicht genug wäre, orderten wir einen Eimer Sangria. Paradoxerweise blieb mein Zustand im weiteren Verlaufe des Abends jedoch stabil.
Gegen 22 Uhr war der Gamer plötzlich verschwunden. Ich kann gar nicht sagen, warum ich seinen Abschied nicht mitbekommen habe, aber es hieß, ihm wäre kotzübel gewesen und er hätte sich auf den Heimweg gemacht. Bis jetzt habe ich noch nichts vom ihm gehört, aber man sagt, Kinder und Betrunkene hätten einen Schutzengel.
Gegen 23 herrschte dann schließlich Ebbe in den Geldbörsen der restlichen vier Partizipanten inklusive meiner Persönlichkeit und wir verließen den Laden. Der Schlesier fragte nach dem Weg zum städtischen Rotlichtmilieu, und ausgerechnet ich, der sichtlich Betrunkenste von uns allen, kannte als einziger den Weg dorthin.
Also sahen wir uns ein wenig um - just for fun versteht sich, Geld hatten wir eh keines mehr und die Frauen dort muteten zudem irgendwie abstoßend an.
Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich total übermüdet auf irgendeiner Bank nahe unserer Abfahrtsstelle Platz nahm und den Hacker, der eigentlich gar nicht hacken kann, auffordete, mich mit aller Macht auf den Oberarm zu schlagen, so fest und kräftig seine Faust es zulässt. Er zögerte ein paar Sekunden, fragte ganz höflich noch ein mal nach und schlug schließlich zu. Wir brachen in Gelächter aus. Wenig später fuhren wir nach Hause.

Was vorübergehend bleibt, ist mein Souvenir.


Aber die Zeit heilt alle Wunden. Auch dieses Hämatom ist vergänglich, wie alles auf diesem Planeten. Selbst Erinnerungen verblassen.